Die vier Grunddisziplinen
Hyong – Formenlauf
Eine Hyong ist eine Übungsform. Sie besteht aus vielen einzelnen Kampfsequenzen und zeigt eine Vielfalt von verschiedenen Selbstverteidigungen und darauffolgenden Gegenangriffen. Der Ablauf einer Hyong ist genau festgelegt und wird zumindest innerhalb eines Systems in jeder Schule gleich gelaufen. Im traditionellen Taekwondo ist die Hyong das Herzstück, der zentrale Teil der Ausbildung. Nachdem eine Hyong ausgiebig geübt worden ist, können aus ihr zahlreiche Aspekte des eigenen Körpers besser verstanden, komplexere Bewegungsmuster erlernt und verschiedene Selbstverteidigungstechniken abgeleitet werden. Nach jeder Gürtelprüfung wird dem Schüler eine neue Hyong eröffnet. Insgesamt gibt es 24 Hyongs, die alle aufeinander aufbauen.
Hosinsul – Selbstverteidigung
Jeder Mensch hat ein Recht auf Sicherheit, doch leider geschehen Angriffe auf Personen immer häufiger. Selbst in vermeintlich sicheren Umgebungen, wie öffentlichen Plätzen, Schulen oder Schwimmbädern, fühlen wir uns manchmal nicht mehr sicher. Ein Angriff muss dabei nicht unbedingt körperlich erfolgen, oft passiert das auch verbal – mit nicht weniger verheerenden Folgen. Selbstverteidigungskurse bieten oft nur einen begrenzten Katalog an Verteidigungen gegen sehr spezifische Angriffsszenarien; viele Sportarten versuchen der Aggression durch mehr Aggression entgegenzuwirken. Wir vertreten die Ansicht, dass die beste Selbstverteidigung darin besteht, dass Gefahrensituationen durch deeskalierende Maßnahmen erst gar nicht entstehen und trainieren dies ebenso, wie prägnante Selbstverteidigung gegen freie Angriffe, anstatt auf realitätsferne Verteidigungen zurückgreifen zu müssen.
Taeryon – Kampf
Wie der Name Tae (Fuß) Kwon (Faust) Do (Weg) bereits verrät, wird das Taekwondo vor allem durch Schlag-, Stoß-, Tritt- und Blocktechniken charakterisiert. Zunächst erlernt der Schüler einfache Kicks und Blocks, so dass auch ein unerfahrener Teilnehmer problemlos und von Anfang an dem Unterricht folgen kann. Mit der Zeit werden die Techniken zahlreicher und komplexer, die Ausführung dafür sauberer und kontrollierter. Hat der Schüler eine gewisse Kontrolle über seinen Körper erlangt, kann er sich im Freikampf beweisen. Da das traditionelle Taekwondo allerdings eine kontaktlose Kampfkunst ist, werden alle Techniken vor dem eigentlichen Ziel gestoppt, so dass keine Verletzungen passieren können.
Kyek-Pa – Bruchtest
Von Anfang an ist der Bruchtest fester Bestandteil jeder Prüfung. Durch den Bruchtest wird die Fähigkeit geprüft, die erlernten Techniken sauber und mit voller Kraft ausführen zu können. Dabei konzentriert der Prüfling für einen Bruchteil einer Sekunde sein gesamtes Können auf einen Punkt. Körper und Geist verschmelzen zu einer Einheit. Der Bruchtest wird nicht extra geübt. Er ergibt sich aus den Übungen im Unterricht und ist nur ein Test, ob die vorgegebene Technik auch wirklich beherrscht wird. Hierbei spielt die mentale Komponente eine große Rolle, denn beim Bruchtest ist höchste Konzentration gefragt. Der Schüler muss nicht nur physisch sondern auch psychisch in der Lage sein die verlangte Technik auszuführen. Dabei müssen Angst, Selbstzweifel, Nervosität und Aufregung überwunden werden.